Wie viel Emotionalität verträgt dein Job?
Emotionalität im Job - noch immer eine aktuelle Debatte in Magazinen, Büchern, auch auf Social Media Kanälen. In dieser versuchen wir uns den Fragen zu nähern, was Emotionalität im Job eigentlich bedeutet und ob Emotionen in Unternehmen mehr Raum bekommen sollten.
Wir finden diese Debatte richtig und wichtig. Denn entgegen der unausgesprochenen Devise “Emotionen haben hier nichts zu suchen”: Es gibt uns nun mal nicht ohne Emotionen. Sie sind genauso Teil unserer Persönlichkeit wie es unsere Gedanken sind. Nur sind wir in unserer Gesellschaft, vor allem auch in der Deutschen, mit dem Verständnis sozialisiert worden, dass wir uns die Welt kognitiv besser und sicherer erschließen können. Schon als Kinder haben wir gelernt, dass einige unserer Emotionen wie Wut, Trauer und Angst nicht richtig seien. Zu unangenehm - sowohl im Empfinden als auch im Ausdruck für unsere Gegenüber.
In der Karrierewelt passiert es, dass wir noch eine Schippe drauflegen und Emotionen völlig untergraben. Mit dem Bild: Im Job ginge es in erster Linie um Produktivität und Effizienz, um die Demonstration von Können und Erfolg. Die Maschinerie muss schnurren. Dafür bräuchten wir jedoch die Kontrolle über Prozesse, Situationen und auch Menschen. Emotionen scheinen uns wiederum diese Kontrolle sowie die nüchterne und professionelle Betrachtung von Arbeit zu nehmen.
Doch vor allem Frauen mag das nicht so ganz gelingen. Wir sind ja schon ganz schön emotional. Vielleicht sogar zu emotional für die Karrierebühne? Um das Bild nicht weiter zu füttern und um bekannte Vorurteile nicht zu bedienen, sind wir vorsichtig geworden: Bloß nicht zu viel Emotion zeigen.
Beispielhafte Fragen dazu: Gelte ich noch als arbeitsfähig, wenn ich weine? Werden ich noch als professionell wahrgenommen, wenn ich mit Kolleginnen und Kollegen unabhängig von der Hierachieebene vergnügt lache oder sogar Ängste teile? Haben ich noch die Kontrolle und einen scharfen, ruhigen Verstand, wenn ich mich laut ärgere?
Und so bleiben wir Meister*innen im Verdrängen, Ignorieren und Verstecken unserer Emotionen. Denken wir doch lieber noch eine weitere Runde in Richtung Lösung. Was dabei auf der Strecke bleibt: Unser SelbstBEWUSSTsein und unsere Beziehungen. Doch gerade diese fördern Zufriedenheit und Erfolg.
Denn Fakt ist: Unsere Emotionen verschwinden nicht durch Verdrängung oder Verstecken, sie sind und bleiben da. Sie wirken in uns und auf unsere Gegenüber. Ohne Bewusstheit und Ausdruck sogar sehr mächtig. Und wie können wir authentisch sein, unser Potential und unsere Persönlichkeit gewinnbringend in Unternehmen einbringen, wenn wir unser Frau-Sein nicht voll integrieren dürfen und können? Wenn wir einen Teil unserer Persönlichkeit vermeintlich für die Karriere abschneiden?
Wir sagen, dass im Umgang mit Emotionen unser Potenzial für berufliche und persönliche Entwicklung liegt. Wir sollten wieder lernen, unsere Emotionen wahrzunehmen, zu verstehen und für uns zu nutzen.
Emotionen können uns als Wegweiser dienen, sie lassen uns verstehen. Nur im Einklang mit ihnen ist es uns möglich empathische, wertschätzende Beziehungen zu unseren Mitmenschen, Kolleg*innen, Vorgesetzte, Kund*innen aufzubauen. Diese braucht es für ein Umfeld, in dem wir uns sicher fühlen, in dem wir vertrauen und gemeinsam wachsen können. Und dieses Umfeld brauchen Unternehmen für ihren wirtschaftlichen Erfolg. Die Frage, ob Emotionen mehr Raum in Unternehmen bekommen sollten, beantworten wir mit einem klaren Ja. Und gehen sogar einen Schritt weiter: Nur so werden Unternehmen zukunftsfähig sein.
Setzen wir uns mit Emotionalität im Job auseinander, so bedeutet das also zuallererst Bewusstheit über die eigenen Gefühle und die der anderen zu erlangen. Wie kann uns das gelingen? Indem wir uns den Raum dafür nehmen - ob am Abend oder Morgen für uns allein oder im Coaching in einer hilfreichen dialogischen Reflektion. Die richtigen Fragen stellen wir uns nicht immer nicht selbst. Ein geschulter Gesprächspartner kann uns helfen, den Zugang zu unseren Emotionen zu erleichtern.
Ob und in welcher Tiefe wir die verschiedenen Emotionen wahrnehmen und zulassen - bei uns selbst und anderen -, wie wir mit ihnen umgehen, findet sich in unserer persönlichen Geschichte. Hier schauen Coaches aufmerksam und achtsam hin. Denn ausschlaggebend ist meist, wie wir Emotionen in unserem Elternhaus oder von anderen Elternfiguren wie Erziehern und Lehrern vorgelebt und beigebracht bekommen haben.
Es gibt hierzu eine schöne Übung von den Therapeuten Robert und Mary McClure Goulding, die wir euch in einem der nächsten Newsletter vorstellen werden.
Kommen wir auf unsere für dich bedeutsame und spannende Frage zurück: Wie viel Emotionalität verträgt dein Job? Nun eben gerade so viel, womit du und deine Kolleg*innen umgehen können.
Noch als unangenehm wahrgenommene und empfundene Gefühle lösen oft Scham und Hilflosigkeit bei unserem Gegenüber und damit auch wieder bei uns selbst aus. Sind wir nicht in einem sicheren, geschützten Raum, so lehnen wir diese der Einfachheit halber gerne ab - oft auf nonverbaler, vielleicht sogar unbewusster Ebene. Das Ergebnis: Wir wissen zwar um die Bedeutung und den positiven Effekt von Emotionalität im Job, doch wir sammeln noch nicht die entsprechenden Erfahrungen.
Es braucht das Ausbilden und das Trainieren von emotionaler Kompetenz, die unsere kognitive Kompetenz ergänzt. Zur emotionalen Kompetenz zählt Katrin Neumann fünf Charakteristika: Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung, Motivation, Empathie und soziale Kompetenz. Alles Kompetenzen, die wir erlernen können. Wir werden also nicht einfach empathisch geboren, wie es uns oft gesagt wird.
Betrachten und erlernen wir Kompetenzen ganzheitlich, also kognitiv und emotional, so können wir Zufriedenheit und Erfolg erreichen - und zwar in allen verschiedenen Lebensbereichen.
Und es braucht anfangs deinen Mut, eine Vorbildfunktion einzunehmen. Ob als Leader, als Mitarbeiter*in oder Kolleg*in. Trainiere deine emotionale Kompetenz - hole dir dabei Unterstützung in Form von Coaching. Lerne und erlaube dir, bisher unangenehm wahrgenommene Gefühle zu fühlen, anzunehmen und angemessen auszudrücken. Deine Gefühle sind neben all deinem Wissen, deinen Fähigkeiten und kognitiven Kompetenzen die Brücke zu tragfähigen, guten Beziehungen und zu deinem Erfolg.
Der Schlüssel steckt im angemessenen Ausdruck. Es geht nicht darum, deinen Gefühlen die Oberhand zu geben und sie im Hier und Jetzt, im Affekt auszuleben. Du hast immerhin das Gefühl und bist es nicht. Es geht darum, sie wahrzunehmen und zu verstehen. Nutze deine Emotionen als Wegweiser und zur Orientierung. Bringe sie reflektiert in angemessener Ausdrucksweise in Kontakt.
Du selbst bestimmst, wie viel Emotionalität dein Job verträgt. Wir möchten dich darin bestärken und ermutigen - mit der Überzeugung: Emotionalität bremst dich auf deinem Karriereweg nicht, sondern ist der Schlüssel für deinen beruflichen Erfolg.
Mit folgenden Reflektionsfragen möchten wir dich schon jetzt im Aufbau von emotionaler Intelligenz unterstützen. Für mehr: Komm zu ins Coaching. Wir freuen uns, dich auf deinem Weg zu mehr Erfolg & Zufriedenheit zu unterstützen.
Reflektionsfragen:
📌Für euch als Mitarbeiterinnen: Fühlt ihr euch so sicher, dass ihr Unsicherheiten teilen und euch verletzlich zeigen könnt? Wie reagiert euer Umfeld im Job auf euren Ärger, eure Tränen, eure Sorgen und Ängste? Und was macht das wiederum mit euch?
📌Für euch als Leader: Wie viel emotionalen Raum darf (und möchte) ich meinen Mitarbeiter*innen geben? Wie gehe ich mit mir als Leader entgegengebrachter Emotionalität um? Habe ich Angst vor “zu viel” Emotionalität? Was sind meine persönlichen Grenzen? Bin ich in emotionalen Gesprächen noch Leader oder bereits Freundin?
📌Was mache ich eigentlich mit den Informationen? Was “muss” ich weitergeben? Welche möglichen Auswirkungen hat die Situation auf den Job und die Performance? Ist es in meiner Verantwortung zu handeln? Wo fängt meine Fürsorgepflicht an und wo hört diese auf?
📌Wie grenze ich mich persönlich von Emotionalität anderer ab, wie kann ich mit dieser gut umgehen? Wie kann ich mich davor schützen, mit mir emotional Geteiltes mit nach Hause zu nehmen?